KARL V. WESTERHOLT    Fotografie, Texte - künstlerische Arbeit                                                                                               Einleitung  <  Te Saluto  <  Home 


graue Linie


TE SALUTO ist die älteste der auf dieser Website vorgestellten Arbeiten, entstanden 1989, zum Ende meines Grundstudiums im Fach Kommunikations­design. Meine Einführung bei Jürgen Klauke auch, der in jenem Jahr an die Universität Essen kam, um einen Lehrstuhl für künstlerische Fotografie zu übernehmen. Gottlob!

TE SALUTO ist mein erstes Buch, die erste meiner Arbeiten, in der ich Bilder und Sprache zu verbinden versucht habe. Es ist mit Sicherheit eine sehr romantische Arbeit, verspielt und voller vordergründiger Emotionalität, zu plakativ bestimmt und zu wenig raffiniert – jung und unreif, wenn man so will. Aber trotz all ihrer Mängel, ist es mir heute noch eine Genugtuung, sie mir anzusehen. Sie hat sich meiner Kritik gegenüber als haltbar erwiesen. Alles in allem. Und das nun schon über 20 Jahre lang. Obwohl zu einer Zeit entstanden, als ich noch ausschließlich damit beschäftigt war zu fotografieren, ohne mir den Kopf darüber zu zerbrechen, in welcher Branche ich eines Tages tätig werden wollte, bezeichne ich heute TE SALUTO als meine erste künstlerische Arbeit. Weil es mir darin zum ersten mal gelungen zu sein scheint, eine Befindlichkeit vollständig und erschöpfend darzustellen. So vollständig und erschöpfend, daß mich auch später nie das Gefühl ereilt hat, dem Gesagten noch etwas hinzufügen zu müssen – wie sehr auch immer ich die Befindlichkeit selbst heute belächeln mag. Das ist für mich überhaupt das entschei­dende Kriterium für die Beurteilung eines künstlerischen Produktes und der Maßstab, den ich auch stets an meine eigene Arbeit anzulegen versuche: Ob das, was dargestellt wurde auch wirklich erschöpfend dargestellt wurde – egal was es ist, und gleichgültig, ob man es nun benennen kann oder nicht.

TE SALUTO ist nicht zielgerichtet entstanden. Es ist genaugenommen das Nebenprodukt eines ganz gewöhnlichen Studienjahres. Ich hatte über zwei Semester hinweg an verschiedenen kleineren Aufgaben gearbeitet, fotogra­fisch stets, aber mit unterschiedlichen technischen Mitteln. Aufgaben, die ich mir selbst gestellt hatte und solche, die zu bewältigen der Studienplan von mir verlangte. Als das Jahr vorüber war, und ich die ersehnten Scheine in der Tasche hatte, bemerkte ich, daß sich unter allem, was ich vollbracht hatte, genau 13 Bilder befanden, die mir wirklich etwas bedeuteten. Und daß diese 13 Bilder zusammenpaßten, als Serie einen Sinn ergaben, obwohl sie unter ganz unterschiedlichen Umständen entstanden, und in vielerlei Hinsicht verschieden waren.

Mehr aus einer spontanen Eingebung heraus schrieb ich einige kurze Texte. Nichts, wozu die Bilder mich inspiriert hatten, sondern Dinge, die mich unabhängig von ihnen beschäftigten. Ich zog die Bilder auf FORTE-Fotopapier ab, ein wundervolles ungarisches Barytpapier, zudem spottbillig, das zu beschaffen mir die Tätigkeit meines Vaters am Goethe-Institut in Budapest erleichterte. Die Texte brachte ich handschriftlich auf leere Seiten des gleichen Fotopapiers. Anschließend wurde das Ganze in der Buchbinderei der Universität Essen gebunden – formvollendet, von Frau Groß, der Werkstatt­leiterin, eine  wahre Meisterin ihres Fachs.

Hier noch eine kleine Anekdote:

1989, unmittelbar nach meinem Grundstudium, zog ich in einer dringenden Herzensangelegenheit nach Berlin. Ich blieb ordentlicher Student der Universität Essen und Mitglied der Klasse für künstlerische Fotografie von Jürgen Klauke, suchte jedoch in Berlin nach einer Möglichkeit, mich vor Ort regelmäßig und halbwegs fachkundig über meine Arbeit austauschen zu können. Es dauerte nicht lange, und ich stieß auf Prof. Dieter Appelt und seine Klasse für Fotografie an der Hochschule der Künste Berlin. Ich vereinbarte telefonisch einen Termin und erschien zur verabredeten Zeit mit meinem Buch TE SALUTO im Gepäck. Stolz wie Bolle. Professor Appelt hatte mittlerweile zwar vergessen, wer ich war, und daß wir verabredet gewesen waren, aber er versöhnte mich durch sein freundliches Wesen und ein besonders aufmerksames Studium meines neuesten Werks. Sowie er mein Buch aufgeschlagen hatte, sagte er: AHHHH! EIN RHEINLÄNDER! Nein, er sagte es nicht – er rief es förmlich aus. Und sein Ausruf wurde begleitet von einer ganz sonderbaren Geste – als wollte er das Buch aus reiner Freude an seiner Entdeckung mit voller Wucht zu Boden schleudern. Die Bemerkung, mit der Geste im Verbund, traf mich derart unvorbereitet, daß es mir gar nicht in den Sinn kam, ihn um eine Erklärung zu bitten. So weiß ich bis heute nicht, was er gemeint haben könnte. Ich bin jedoch der festen Überzeugung, daß ich den Rheinländern – gemeint sind natürlich das Ehepaar Bernd und Hilla Becher und deren Studenten – daß ich den Rheinländern nie ferner gewesen bin, als in dieser Arbeit. Das mögen jedoch rheinländische Maßstäbe sein, die mit den Berliner Maßstäben und Anschauungen nichts gemein haben. Ich weiß es nicht – der Betrachter ist gehalten, sich in dieser Angelegenheit selbst ein Bild zu machen.


TE SALUTO
Einleitung
Bilder
Ausstellungsfotos
Technische Daten